Kärntner Nudel aus den Gurktaler Alpen: Michael Rührl und seine Manufaktur „Casa forte“
Wer Kärntner Nudel jemals selbst zubereitet hat, weiß um den Aufwand, die kleine Küchenschlacht und um all die Hopplas, die es zu meistern gilt. Allen voran: der Nudelteig. Er muss elastisch sein, sich beim Ausrollen willig strecken lassen, er darf weder zu dick noch zu dünn sein und muss schließlich den Härtetest bestehen: den Kochtopf. Aus dem er idealerweise ohne Risse und ohne beleidigte Ecken wieder auftaucht.
Wenn die Urli lehrt und Julia entscheidet
Michael Rührl aus Zweinitz im Gurktal vereint zwei Welten: Die Fülle, wie sie ihm einst die Urli beigebracht hat. Und einen Nudelteig, den er selbst zur Perfektion entwickelt hat. „Mein eigentlicher Härtetest ist nicht der Kochtopf, sondern meine Frau Julia“, lacht Michael und erklärt: „Julia hat nicht nur einen ausgeprägten Sinn für guten Geschmack, sie ist auch gnadenlos ehrlich. Wenn es ihr schmeckt, weiß ich, dass die Nudel wirklich gelungen sind.“ Kein Wunder, denn Julia ist Absolventin der Tourismusschule Modul. Und dort liegt die Messlatte bekanntlich besonders hoch.
Regionalität als Rezept
Michael nennt seine Manufaktur „Casa forte“. Und genauso stark ist auch die Philosophie, mit der er seine Kärntner Nudel kreiert. „Nahezu 95 % der Zutaten sind regional. Der Bröseltopfen für die Käsnudel stammt vom Hof der Familie Glanzer in Zweinitz und wird eigens für mich produziert“, erzählt Michael stolz. „Die Kräuter baue ich selbst an, Fleisch beziehe ich aus der unmittelbaren Umgebung und die Kartoffeln wachsen im Glantal.“
Die Kräuterkraft hinter der Kärntner Nudel
Spricht man mit Michael über Kräuter, jenes wohl wesentlichste Gewürz der Kärntner Nudel, wird schnell klar, dass sie, oder besser gesagt die Natur selbst, seine große Leidenschaft sind. Nicht umsonst bezeichnet er sich schmunzelnd als Druide – jemand, der mit einer besonderen Sensibilität für Pflanzen und ihre Kräfte gesegnet ist.
„Ich liebe Kräuter. Ihre Aromen, ihren Duft, ihre Lebendigkeit. Das alles inspiriert mich. Jede Sorte hat ihre eigene Persönlichkeit, und genau diese Nuancen machen die Fülle so besonders. Wenn ich durch meinen Kräutergarten gehe, weiß ich genau, welche Pflanze gerade ‚bereit‘ ist. Das schmeckt man später in jeder einzelnen Nudel.“
Heimat im Teigmantel
Die Verbundenheit mit der Natur und der Heimat spiegelt sich auch im Sortiment seiner Kärntner Nudel wider. Michael erzählt: „Meine Standard-Nudel sind Käsnudel, Kartoffelnudel und Fleischnudel. Das Sortiment ergänze ich je nach Jahreszeit und je nachdem, welche Zutaten gerade in bester Qualität verfügbar sind. Zum Beispiel mit Schwammerlnudel oder Wildfleischnudel.“
Kein Trend. Keine Eile. Nur echte Qualität.
Man merkt sofort: Michael folgt keinen Trends, sondern der Natur. Was wächst, was reift, was gerade Hochsaison hat bestimmt sein Tun. Es ist die Logik des Landes, die ihn leitet: authentisch, erdig, unverfälscht. Und genau so lebt er auch. Er liebt das Leben am Land, den Rhythmus der Jahreszeiten, den Luxus der Einfachheit. Dort, wo andere Skalierungspotenzial sehen, sieht er Qualitätspotenzial.
Lieber fein als flächendeckend
Entsprechend entspannt blickt er auf den allgegenwärtigen Expansionsdrang der Lebensmittelbranche. Auf die Frage, wohin sein Weg mit der „Manufaktur Casa forte“ führen soll, sagt er: „Mein Ziel ist nicht, dass meine Nudeln in jedem zweiten Supermarkt liegen. Ich möchte meine Leidenschaften leben und meine Philosophie spürbar machen. Wenn Menschen nach dem Essen sagen: ‚Das war ein feines Essen‘ dann bin ich angekommen. Genau dort wollte ich immer hin.“