Fährt man durch das Obere Drautal in Richtung Bezirkshauptstadt Spittal an der Drau, zieht in Höhe Kleblach-Lind rechts am Berg unweigerlich ein Bauernhof die Blicke auf sich. Stolz, umrahmt von Wiesen und Wäldern in schönster Alleinlage, thront er hoch oben am Berg in Althaus. Es ist der Hof von Josef Steiner und Karin Angerer vulgo Niesl, ein alter Erbhof der sich seit 1760 in Familienbesitz befindet.
Artgerechte Tierhaltung
Hat man das Glück, den Hof besuchen zu dürfen, wird man mit einer Herzlichkeit empfangen, wie sie jedem Menschen zu wünschen ist. Man spürt, hier ist die Welt im Einklang. „Rund 20 Mutterkühe, plus Nachzucht der Rassen Fleckvieh und ein Charolais Zuchtstier leben bei uns am Hof. Dazu kommen noch fünf Mutterziegen“, erzählt Josef Steiner. Man ist erstaunt, denn der 2017 fertiggestellte Laufstall ist sehr geräumig. Josef erklärt: „Eine besonders artgerechte Tierhaltung ist das Um und Auf. Dazu gehören neben erstklassigem Futter ein geräumiger, heller und luftiger Stall, reichlich Einstreu, Komfort wie Kuhkratzbürsten und nicht zuletzt eine gute Mensch-Tier-Beziehung“.
Eigenanbau von Futtermitteln
„Das Futter für die Tiere, Getreide und Heu, wird am Hof selbst angebaut und eingebracht. Lediglich Mineralstoffe und Eiweißkomponenten werden zugekauft“, so Josef und erklärt: „21 Hektar Landwirtschaftliche Nutzfläche werden bewirtschaftet, wovon 12 Hektar vorwiegend steile Wiesen der Bergbauernzone 3 sind. Wir arbeiten so naturnah als möglich. Gedüngt wird mit Wirtschaftsdünger, auf Kunstdünger wird am Berg verzichtet“.
Die Familie und ihre Tiere
Dass die Mensch-Tier-Beziehung beim am „Niesl“-Hof besonders gut klappt, davon konnten wir uns auf der Althaus-Raggnitzer Alpe überzeugen, wo die Rinder ca. 3 Monate verbringen. „Da sind sie, da sind sie!“ freut sich Josef, als er seine Tiere auf der idyllischen Alm entdeckt. Während sich die Herde entspannt und neugierig um die Familie sammelt, fällt auf: die Tiere sind wunderschön. „Sera“ die größte Kuh, scheint sich ihrer Schönheit besonders bewusst zu sein. Geduldig posiert sie mit der Familie, lässt sich herzen und spielt mit Jonas und Carolin, die den guten Umgang mit den Tieren von ihren Eltern in die Wiege gelegt bekamen.
Frischfleisch vom Weide-Kalb und Ziegen-Kitz
Die Weide-Kälber, die von Josef Steiner und Karin Angerer vermarktet werden, werden am Hof geboren und tummeln sich auf den saftigen Wiesen. „Wir lassen den Mutterkühen bewusst die Alm-Zeit, das stärkt und hält die Tiere gesund“, erklärt Karin. Sie ist für die Vermarktung zuständig und sprüht vor Ideen und Energie. „Neben dem Angebot an Frischfleisch der Weidekälber wird auch Kitzfleisch angeboten“.
Stressfreie Schlachtung
Die Kälber werden im Alter von 6-8 Monaten völlig stressfrei im nahe gelegenen Dorf geschlachtet. „Das Fleisch vereint alle Vorzüge von Kalbfleisch. Wir geben den Tieren bewusst mehr Zeit bei einer artgerechten Ernährung. Es ist dunkelrosa und wunderbar zart, eine besondere Delikatesse. Nach einer angemessenen Reifezeit wird das Frischfleisch küchenfertig abgegeben“, so Karin.
Wildfleisch vom Junghirsch
Ein weiterer Betriebszweig ist die Vermarktung von Wildfleisch vom Reh und Rotwild. Dazu die Bäuerin: „Aus der Eigenjagd und der Gemeindejagd bieten wir während der Jagdsaison Fleisch vom Kahlwild aus freier Wildbahn an. Auch hier achten wir auf die zeitnahe und fachgerechte Verarbeitung und erfüllen gerne spezielle Wünsche unserer Kunden“.
Hühner und Hund
Bleibt zum Schluss noch die Hühnerschar, 40 bunte Gackerer mitsamt stolzen Hähnen, die mit am Hof leben und Eier von höchster Qualität liefern. Auch hier wird das Gehege jeden Tag geöffnet um den Tieren die Möglichkeit zu geben, ihre Runden rund um den Hof zu drehen. Junghund „Chester“ ein Border Collie, nutzt die Gelegenheit als Übung für das Hüten, was die Hühnerschar absolut nicht zu beeindrucken scheint.
Paradies in Hochform
Was allerdings großen Eindruck macht, ist die Freude, Kraft und die Leidenschaft, mit der der Hof bewirtschaftet wird. Bevor man den „Niesl-Hof“ wieder verlässt, lässt einen der Vergleich mit der eigenen Lebenswelt nahe der Stadt innehalten. Man blickt ins Tal, das die Drau glitzernd durchschlängelt, beobachtet die Autos die hektisch von A nach B getrieben werden und wünscht sich, noch länger bleiben zu können. Was tröstet, ist der Gedanke, sich die wunderbaren Lebensmittel dieses Paradieses ins Haus kommen zu lassen. Und damit ein kleines Stück Heimat vom Feinsten.