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Vom Retter des “blonden Lieblings”

Über Jahrhunderte diente das Kärntner Blondvieh als Milch-, Zug- und Fleischvieh. In der K.& K.-Zeit war es einmal die beste Rinderrasse der Monarchie. Verschiedene Umstände – nicht zuletzt das Streben nach mehr “Ertrag” und die damit verbundene Umstellung auf Rassen, die eben diesen bringen – führten dazu, dass das Kärntner Blondvieh fast ausgestorben wäre. Vor etwas mehr als 25 Jahren gab es gerade noch sieben Stück der sanftmütigen Tiere zur Generhaltung, in deren Blütezeit vor rund 70 Jahren betrug der Gesamtanteil in Kärnten rund 60%.

Eine Legende: Raphael Pliemitscher und das Blondvieh

Heute ist das Kärntner Blondvieh eine anerkannte, hochqualitative Rinderrasse die sich durch Robustheit, Fruchtbarkeit, guten Muttereigenschaften, Genügsamkeit,  Widerstandskraft und nicht zuletzt aufgrund der Zartheit des Fleisches auszeichnet. Gerettet wurde das Kärntner Blondvieh von Land- und Gastwirt Raphael Pliemitscher (Bild Mitte) aus Eberstein im Görtschitztal. Im Mai 1994 gründete Pliemitscher den “Kärntner Blondviehzuchtverein” mit dem Ziel, das Kärntner Blondvieh zu erhalten und durch Rückkreuzung so zu vermehren, dass es für nachkommende Generationen fortbestehen kann. Schon bald fand er in ganz Kärnten – vom Lesach- bis ins Lavanttal – Landwirte, die sich seiner Mission anschlossen und das Kärntner Blondvieh wieder aufleben ließen. Der Slogan “Mein Liebling ist blond” wurde zur Marke, fast vergessene Werte wieder geschätzt. Raphael Pliemitscher machte die Erhaltung der Rasse zu einem seiner Lebensträume.

Raphael Pliemitscher und sein Blondvieh sind zur Legende geworden. Heute halten rund 90 Bauern an die 800 Kühe und 30 Stiere der Rasse Kärntner Blondvieh. Die meisten dieser Betriebe sind Biobetriebe.

In der Nacht auf Mittwoch, dem 23. Oktober 2019 ist Raphael Pliemitscher völlig unerwartet im 72. Lebensjahr verstorben. Voller Begeisterung, Konsequenz und mit einem Pioniergeist gesegnet, der nur Menschen zu eigen ist die aus tiefster Überzeugung handeln, hat er seinen Lebenstraum verwirklicht und damit uns allen ein Geschenk gemacht: die Erhaltung eines wertvollen, heimischen Kulturgutes.

Danke Raphael!
Claudia Hölbling & Markus Salcher

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